Als alte Dichterin und Denkerin habe ich mich heute einmal wieder auf die Suche nach mir selbst begeben...
Nein, es ist nicht so, dass ich mich verloren hätte. Doch ab und an täte es jedem gut, sich zu finden. Man vergisst zu leicht, wer oder was man ist und woher man kommt...
Ich begab mich also auf die Suche... Und siehe da, ich fand mich dort, wo ich mich schon öfter fand - im Wunderland? Ich weiß es nicht. Auf jeden Fall an einem Ort, in irgendeinem Land...
Dort saß der Narr und rührte verschmitzt in seiner Kaffeetasse herum. Dann und wann goss er ein wenig Schleim in vorbeieilende, ernsthafte, gehetzte Gesichter... Manchmal warf ein paar goldene Armbanduhren in die Runden der selbsternannten, schlau daherredenden, Anzug tragenden, männlichen "Leistungsträger"... und ein paar diamantenbesetzte BH´s in die Gesellschaften der teuer gestylten Weibchen der "leistungstragenden" Männchen mit den gekauften blonden Löckchen und den retuschierten Fettabsaugungsnarben...
Der Narr saß dort, lachte und warf mit Sprüchen nur so um sich, obgleich er doch weinen könnte ob der Tatsache, dass sein Vermögen, die Dinge zu ändern, sehr gering war...
Er lachte über sein eigenes Spiegelbild in der kleinen Pfütze vor ihm. Doch wer glaubt, dass dies eine kleine Wahrheit in der Welt aus Trug und Schein war, der täuscht sich gewaltig - auch wenn das Spiegelbild mehr Wahrheit barg als die gesamte Welt um ihn herum...
Ich lief dem Narren entgegen, setzte mich zu ihm und sprach ihn mit seinem Namen an. Er war sehr erstaunt, dass ich ihn erkannte. Doch plötzlich blickte er mir direkt in die Augen. Während ich befreit in sein Lachen einstimmte, besann er sich seines Ursprungs. Er erinnerte sich daran, dass er eine Schwester hatte, geboren aus derselben kindlichen Naivität und aus demselben Schmerz wie er. Seine Augen begannen zu leuchten. Wortlos bot er mir einen Schluck aus seiner - auf wundersame Weise immer noch dampfenden - Kaffeetasse an...
......
Susan Bonath
geb. 1971 in Magdeburg
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